STADTPARK TOUR
Vom Privatpark zum Volkspark
Die 1920 er Jahre waren geprägt von einem gesellschaftlichen Umbruch: Während sich im ersten Weltkrieg die Menschen abschlachteten, kam auch ein Reformgedanke auf. Frauen legten die langen Haare und die Mieder ab, Vegetarismus, Körperwahrnehmung und die Liebe zur Natur trat in das Bewußtsein. Die Reformhäuser und die FKK Bewegung sind Zeugnisse dieses Umbruchs bis in die heutige Zeit.
Der Hamburger Stadtpark ist ein wundervolles Beispiel für diese Ideen . Hier wurden die Bedürfnisse der Bevölkerung nach Spiel- und Bewegungsraum im Volksparkgedanken befriedigt und der Park nicht nur zum gesitteten Spazierengehen erbaut. Typisch für den Volksparkgedanken sind zentrale, große und zusammenhängende, betretbare Spiel- und Sportflächen und ein entsprechend reduziertes Wegenetz.
Trinkhalle
Im Sinne der Volksgesundheit wurde die Trinkhalle 1914 von Fritz Schumacher entworfen und hier wurden Brunnenkuren für Städter angeboten, die sich den Besuch eines Kurbades nicht leisten konnten. Es gab hier eine Auswahl an 50 Heilwassern.
Stadthalle
Am Endpunkt der Sichtachse vom Planetarium stand einst die Stadthalle mit dreiteiligem Saalbau, zwei Arkadenflügeln, Musikpavillons, Nebensälen und Terrasse. Von dem pompösen Bau von Hermann Höger ist heute nichts übrig. Bei der letzten Parksanierung wurde in Erinnerung an dieses Ensemble drei Terrassen wieder hergestellt.
Diana auf der Hirschkuh
Ganz im Sinne des neuen Körperbewußtseins schuf hier der Künstler Georg Wrba eine Figur, die sich in Bewegung befindet: Die Oberschenkel an den Tierleib gepresst, den Körper in Spannung im Moment des Abschießens des Pfeiles. Kunst als Motivation für Volkssport und Volkserziehung.
Pinguinbrunnen
Die Pinguine in ruhiger Haltung, konzentriert auf das Wesentliche, frei von stofflichen Strukturen. Mit dieser sachlichen Auffassung nahm der Künstler die beginnende Moderne vorweg. Der Schöpfer August Gaul bringt die Begeisterung, den man bei den Stadtparkbesuchern bis heute beobachten kann auf den Punkt: "...Was mich bei den Tieren anzieht, ist ganz wesentlich künstlerischer Art. Ich mache Tiere, weil es mich freut..."
Der Affe
Es gibt immer wieder kleine Kunstwerke im Stadtpark zu entdecken, die einem ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern. Der kleine Affe von Hans Peter Feddersen von 1955 ist ein faszinierendes Beispiel seiner Begabung durch glatte Flächen und klare Rundungen, durch Vereinfachungen und Stilisierungen, die Darstellungen des Affen auf das Wesentliche zu vereinfachen, dass er sich natürlich in die Umgebung einfügt.
Tanzende Mädchen
Den Stil der 1950 er Jahre vorausgreifend schuf Karl August Ohrt 1935 dieses grob gehauene, dynamische und in sich verbundene Werk, der tanzenden Mädchen. Mit dieser Körperlichkeit und Natürlichkeit passt dieses Kunstwerk ganz in den Reformgedanken des Volksparkes. Im Faschismus als entartet angesehen, wurde es erst 1945 hier wieder aufgestellt.
Adam und Eva
Die beiden Figuren Adam und Eva von Oscar E. Ulmer von 1933 wirken in Ihrer klassischen Form eher wieder wie Figuren aus einem Schloßgarten. Der geneigte, madonnenhafte Kopf Eva's mit den strengen Haaren, spiegelt ein komplett anderes Lebensgefühl wieder, wie die tanzenden Mädchen und die verspielten Pinguine. Der Heckengarten, in den sie stehen diente als Rückzugsort und lädt bis heute die Besucher zur Lektüre und zum gepflegten, sittsamen Verweilen ein.
Knabe mit Fischen
Vom gleichen Künstler wie Adam und Eva geschaffen zeigt die Figur des Knaben von 1925 noch einen verspielten Lebensgeist. Die Figur wurde in den 1970 er Jahren gestohlen und in einem Privatgarten wieder gefunden. Heute scheint die Bronze die Menschen wieder zu begeistern, so wird sie zusehend für Selfies genutzt.
Wolke Wirbel und FKK Wiese
Graffity auf Mülltonnen und abstrakte Kunst spiegeln auf der Wiese am Stadtparksee die Lebenswelten der heutigen Gesellschaft wieder. Auf dieser Wiese wird heute geduldet öffentlich FKK gelebt. Das FKK Licht- und Luftbad, das ein wichtiger Bestandteil des Parkkonzeptes war, musste leider schließen, da es keine ehrenamtlichen Betreiber mehr gab.
Licht und Luftbad
Das Licht und Luftbad wurde bereits zu Beginn eingerichtet und diente als FKK Fläche mit folgendem Hintergrund: "...Luft und Licht sind Lebenselemente im wahren Sinne des Wortes für Menschen, Tiere und Pflanzen. Besonders für Kranke und Schwache sind sie unentbehrlich zur Wiederherstellung der erschütterten Gesundheit. Von unschätzbarem Werte ist der Aufenthalt in frischer, reiner Luft.."
Volkspark - Hamburger Stadtpark
Bilder sprechen mehr als Worte: An einem Sommertag ist der Stadtpark für Alt und Jung und für alle Nationen ein Treffpunkt.
Es wird gegrillt, gefeiert, Fussball und anderes gespielt. Von mittelalterlichen Rollenspielen bis Football kann man hier alles finden.
Das Konzept von vor über hundert Jahren ist aufgegangen und ein Besuch und eine geführte Tour durch die versteckten Winkel und die öffentlichen Plätze lohnt sich!
Hamburg at it's best.