Ein Hort des Fischfangs
Wir beginnen am Ende, wo sich die Wandse als Eilbekkanal mit der Alster vereint.
"...als Hort der Vogel- und Entenjagd und des Firschfangs bekannt, war das Areal rund um das herrschaftliche Landhaus „Uhlenhorst“ seit dem 17. Jahrhundert auf der einen Seite von der Alster und von der anderen Seite von einer Geest- und Heidelandschaft begrenzt. Schäfer und Kuhhirten trieben hier ihr Vieh auf, auf den „Immenhöfen“ der Rönnheide summten die Bienen. Erst mit der Erschließung eines brauchbaren Landweges zur Vorstadt St. Georg (1852)begann ihr schneller Aufstieg zur „Visitenkarte“ Hamburgs....“ (Matthias Schmoock, Veröffentlichung des Hamburger Arbeitskreises für Regionalgeschichte, S. 7. HH 2001, ISBN3-8258-5963-0)
Hausboote auf der Eilbek
Wo früher Industrieschuten Waren transportierten ist Wohnen auf dem Wasser angesagt. Ein wenig Amsterdam in Hamburg. Hier werden heute die Kreativen von Morgen ausgebildet, ob es die Hochschule für Kunst oder der "Kunst und Medienkampus" ist, beides streifen wir bei dieser Radtour von der Innenstadt ins ländliche Idyll.
"Irrenanstalt" Friedrichsberg
Von einer der fortschrittlichsten Nervenheilanstalten, ist noch der Park erhalten geblieben. Selbst das alte Torhaus wurde abgerissen und ein Block mit Eigentumswohnungen errichtet. Nur das Portal erinnert noch an das alte Gebäude.
Trotz medizinischem Fortschritt wurde allerdings schon im sogenannten "Irrenhaus" fein säuberlich unterschieden - da waren die Sanatoriumsgäste, die in der prachtvollen Parkanlage lustwandeln konnten und auf der anderen Seitedie Patienten, die in den Gewächshäusern und Ställen für die Verpflegung sorgen mussten.
Heute wird ein Teil der Grünanlagen mit "hochwertigen" Wohnanlagen bebaut und auf dem Grünstreifen an der Wandse drängen sich im Sommer die jungen Familien.
Blutegel und die Bauernmädchen
Der Name Eilbek leitet sich übrigens von dem Ylenbeke, dem Bach der Blutegel ab. Der Bach muss so reich an diesem Getier gewesen sein, dass sich die Anwohner vom Verkauf derselben zu medizinischen Zwecken ernährten.
"...Für den eigentlichen Fang unternahmen junge Bauernmädchen die Hauptrolle. Bis zu den Hüften aufgeschürzt wateten sie in die Teiche hinein.… in kurzer Zeit waren Waden und Lenden mit Blutegeln besetzt, die in Ketscher abgestreift und ans Ufer gereicht wurden. Zwischen Anhaften und Ansaugen mußten die Egel behutsam abgestreift und gefangen werden. Ließ der Fang nach, so fuhr man zum nächsten Fangplatz, bis wenigstens eine Fuhre volle Ladung hatte, die dann schon zur Heimat vorausgeschickt wurde. Die Lagerung war besonders mühselig, weil die in Beutel und Schubkästen verstauten Blutegel alle zwei bis drei Tage gewaschen ... werden mussten….Erwies sich bei längerer Lagerung eine Fütterung der Egel als notwendig, so hängte man blutgefüllte Schweins- und Rinderblasen in die Teiche hinein...."
(Adolf Diersen, Verlag der Gesellschaft der Freunde des Vaterländischen Schul- und Erziehungswesens. E.V. Hamburg 13
Im Januar 1961)
"Dat gelt to Wandsbek"
Am Kuhmühlenteich in Wandsbek ändert der Bach seinen Namen - ab hier bis zur Quelle heißt er Wandse und gab der einst selbständigen Residenzstadt Wandsbek ihren Namen gegeben.
Wandsbek hat eine wechselhafte Geschichte, die nicht immer den besten Ruf hatte. Schon vor dem Eigentümer Schimmelmann, der sein Reichtum vor allem mit Sklavenhandel machte, sorgten der örtliche Adel für Aufsehen.
So galten in Wandsbek ab 1674 hier eigene Gesetzte: Pfänder die nach zwei Jahren nicht eingelöst wurden, durften hier verkauft werden. Was den Zuzug von Hehlern begünstigte. Bankrotteure und zwielichte Kaufleute fanden hier Ihre Zuflucht:
"...In (einem) Freibrief hieß es freilich: solche die zu Unrecht verfolgt würden, sollen in Wandsbek vor den harten Zugriffen ihrer Gläubiger ein Asyl finden. Wer seine Gläubiger nicht gerade in Boshafter Weise betrügen wollte, fand also in Wandsbek Schutz und sichere Stätte..."
"...Damit war es aber nicht genug. Es bestand in Wandsbek die Möglichkeit, dass ehelustige Paare, die aus guten Gründen anderswo nicht getraut werden konnten, hier ohne elterliche Zustimmung und obrigkeitliche Ausweise gegen klingende Münze den kirchlichen Segen erlangten..." (Wilhelm Grabke,Verlag der Gesellschaft des vaterländischen Schul- und Erziehungswesen
Hamburg 1960)
Wandsbek war sozusagen das Las Vegas vor den Toren Hamburgs und so sagten die Hanseaten damals, wenn jemand einen zwielichten Handel abschloß: "Dat gelt to Wandsbek."
Kunst am Wegesrand
Die Route entlang der Wandse lässt einen immer wieder staunen und anhalten. Wir zeigen Ihnen Ein- und Ausblicke nicht nur in die Mittelalterliche Geschichte, sondern auch Momente für alle Sinne.
Handel und Fabriken
Die Eigentümer des Städtchens Wandsbek wußten Ihren Besitz stets gut zu nutzen. So waren hier nicht nur Tuchfabriken und Katunbleichen, Hefefabriken und andere Betriebe, die laut und geruchsintensiv waren und noch sind. Auch Intellektuelle fanden hier ihre Heimat, wie der Dichter und Herausgeber des Wandsbeker Boten, Claudius.
So hat sich hier durch die Kombination von Nutzen und Stil eine eindrucksvolle Industriearchitektur herausgebildet, die wir bei dieser Radtour besichtigen.
Der weiße Nebel wunderbar
Die Gedicht- und Gedankenwelt eines Claudius erschließt sich beim Anblick der Wandse und gibt uns Gelegenheit sich in eine andere Welt zu träumen.
Wohl das bekannteste Gedicht von ihm, ist das Abendlied:
Landidylle in Alt - Rahlstedt
Bei einer der ältesten Kirchengebäude in Norddeutschland endet unsere Radtour. Dies ist auch eine Station des Jakobspilgerwegs auf dessen Spuren wir uns, bei der nächsten Radtour entlang der Alster machen werden.
Dies war ein kleiner Auszug der Stationen der Wandseradtour, die individuell gebucht werden kann.
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